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Schlau allein genügt nicht...!

Emotionale und soziale Kompetenz im täglichen Leben

Wie wird ein Spätzünder und Schulversager zum Erfinder der Relativitätstheorie und Nobelpreisträger? Warum finden hochbegabte Kinder ihren Weg im Leben oft so schwer? Um im Leben Erfolg zu haben, benötigt man parallel zur intellektuellen Denkfähigkeit und Fachkompetenz auch einen hohen Grad an emotionaler Intelligenz. Das bedeutet: Neben dem Intelligenzbegriff, der formale Logik, Abstraktionsvermögen, ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge und ein breites Allgemeinwissen umfasst, gewinnen jetzt Eigenschaften an Bedeutung, die man früher als »Charakter« oder »Persönlichkeit« bezeichnet hat. Es sind: Menschenkenntnis, Einfühlungsvermögen, Optimismus und Motivation.

Zusammengefasst sprechen wir von emotionaler und sozialer Kompetenz. Ich möchte Dir dieses Thema in drei Schwerpunkten näher bringen. Zunächst beschäftige ich mich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, die dazu geführt haben, dass man heute über emotionale Kompetenz spricht. Anschließend stelle ich Dir die fünf Bausteine der emotionalen Kompetenz vor. Zuletzt geht es um Beispiele aus dem täglichen Leben. 1. Wissenschaftliche Einsichten Zu allen Zeiten haben Philosophie, Medizin und Psychologie nicht nur nach Erklärungen für die Funktionsweise des Verstandes geforscht. Sie waren auch auf der Suche nach dem Ursprung und der Wirkung von Gefühlen. Wissenschaftler wollten herausfinden, ob es neuro-biologische Zusammenhänge gibt, die für das Zusammenspiel von Emotion und Verstand im menschlichen Gehirn verantwortlich sind. 1872 erschien eine Veröffentlichung von Charles Darwin. Er beobachtete, dass bestimmte Gefühle bei allen Menschen ähnliche mimische, stimmliche und physiologische Reaktionen auslösen. Dazu gehörte unter anderem, dass Zorn und Aggression zu Hitzewallungen führen, während bei Traurigkeit die Körpertemperatur sinkt. Er brachte also emotionales Erleben in Zusammenhang mit biologischen Komponenten. Diese Erkenntnisse gerieten mit der Entstehung der Psychologie als Wissenschaft wieder in Vergessenheit. Psychologen legten in der Folgezeit ihren Schwerpunkt auf Beobachtung, Klassifizierung und Therapie menschlichen Verhaltens, während Mediziner und Neurowissenschaftler Experimente mit dem menschlichen Gehirn anstellten. Medizin und Psychologie forschten getrennt, Berührungspunkte zwischen diesen beiden Gruppen gab es nicht. Beweise für eine Zusammenarbeit des emotionalen und des rationalen Gehirns häuften sich in den letzten Jahren und wurden durch die Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften bestätigt. Wozu brauchen wir eigentlich Gefühle? Emotionen sind Mechanismen, die uns helfen: - auf unerwartete Ereignisse zu reagieren In Not- und Gefahrensituationen bleibt uns nicht die Zeit, alle Informationen und Handlungsmöglichkeiten gegeneinander abzuwägen. Das rationale Gehirn würde uns zwar einen optimalen Handlungsplan liefern, braucht dafür aber viel zu lange. Emotionen helfen uns also dabei. - Entscheidungen rasch und sicher zu treffen Aus Erfahrung wissen wir, dass ein Gefühl aus dem Bauch heraus, sozusagen die Intuition oder unsere innere Stimme uns oft zu besseren Entscheidungen verhilft als alle rationalen Überlegungen. - nonverbal mit anderen Menschen zu kommunizieren Auch wenn wir nicht über unsere Gefühle sprechen, weiß unsere Umwelt meistens recht genau, wie wir uns fühlen. Das liegt daran, dass sich Grundgefühle und Grundstimmungen in Gestik und Mimik, im Tonfall der Stimme und in der Körperhaltung niederschlagen. Hast Du auch schon erlebt, dass Du das Gefühl hattest, Dich gerade jetzt um etwas kümmern zu müssen, ohne dass Du vom Verstand her Grund dazu gehabt hättest? Und wie oft müssen wir sehr schnell entscheiden und handeln, ohne vorher rational alle Möglichkeiten abwägen zu können. Intuitiv treffen wir die richtige Entscheidung, wobei hier immer unsere Vorerfahrungen mit einfließen lassen. 2. Die Emotionale Intelligenz Was zeichnet einen Menschen aus, der über emotionale Kompetenz verfügt? Fünf Teilbereiche der emotionalen Kompetenz, auf die ich nun genauer eingehen möchte, werden dazu benannt: 1. Erkenne Deine Emotionen Das Erkennen der eigenen Gefühle ist das A und 0 der emotionalen Kompetenz. Die Fähigkeit, seine Gefühle laufend zu beobachten, ist entscheidend für unsere Einsicht und das Verstehen von uns selbst. Wer die eigenen Gefühle nicht erkennt , ist ihnen ausgeliefert. Nur wenn Du weißt, warum Du Dich so fühlst, wie Du Dich fühlst, kannst Du auch bewusst darauf reagieren. 2. Dein Umgang mit Deinen Emotionen Wenn Du Deine Gefühle so handhaben kannst , dass sie angemessen sind, dann hast Du eine gute Selbstwahrnehmung. Du kannst Dir Deine Gefühle nicht aussuchen, sie lassen sich nicht einfach abstellen oder verhindern. Du hast allerdings die Macht sie zu beherrschen und zu steuern. Wer darin schwach ist, hat ständig mit bedrückenden Gefühlen zu kämpfen, wer darin gut ist, erholt sich viel rascher von Rückschlägen und Aufregungen des Lebens. 3. Nutze Dein Potential Wenn es Dir gelingt, Deine Emotionen in den Dienst eines Ziels zu stellen, dann kann das Deine Aufmerksamkeit, Selbstmotivation, Kreativität und Dein Können positiv beeinflussen. Emotionen können Deine Fähigkeit, zu denken und zu planen, für ein fernes Ziel zu üben oder Probleme zu lösen, beeinträchtigen oder fördern. Damit bestimmen sie, ob Du Deine angeborenen geistigen Fähigkeiten nutzt und das entscheidet über Deinen Erfolg im Leben mit. 4. Deine Empathie, Dein Einfühlungsvermögen Wenn Du weißt, was andere fühlen, dann besitzt Du die Grundlage der Menschenkenntnis. Wenn Du Dich auf die Gefühle anderer einlässt, konzentriert zuhörst und die unausgesprochene Gedanken und Gefühle erfassen kannst, dann bist Du empathisch. Die Kommunikationsforschung geht davon aus, dass ca. 85 % der emotionalen Kommunikation wortlos abläuft. Wenn Du einfühlsam bist, kannst Du die versteckten sozialen Signale wahrnehmen, die Dir anzeigen, was ein anderer braucht und wünscht. 5. Deine sozialen Beziehungen Bei jedem Kontakt mit anderen Menschen sind Deine sozialen Fähigkeiten gefragt. Wie gut Du mit anderen auskommst, hängt unter anderem von Deiner Fähigkeit ab, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, Konflikte zu erkennen und zu lösen, den richtigen Ton zu finden und Dich auf Stimmungen des Gegenübers einzustellen. Die Kunst, eine Beziehung zu gestalten, besteht zum großen Teil darin, mit den Emotionen anderer umzugehen. Das soll allerdings nicht heißen, dass Du Deine Persönlichkeit dabei verlieren sollst und nur auf die Gefühle des anderen achten sollst. 3. Beispiele aus dem Alltag und Berufsleben Wie lassen sich diese Erkenntnisse im Alltag nutzen und umsetzen? Natürlich bist Du der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Nur wer gut zu sich selbst ist, kann auch gut zu anderen sein. Aber gerade eine gesunde Portion Egoismus fehlt uns oft . Emotional kompetent ist derjenige, der seine eigenen Gefühle wahr- und ernst nimmt, und sie dazu benutzt, Alltagssituationen zu meistern bzw. zu verändern. Emotionen geben uns Impulse zum Handeln und setzen Energien frei um neue Kompetenzen zu entwickeln, unser Selbstvertrauen zu stärken. Im Berufsleben werden emotionale und sozialen Kompetenzen wie Kooperationsfähigkeit oder Motivation und Teamfähigkeit als besonders wichtig herausgestellt . Diese Persönlichkeitsmerkmale wünscht man sich vom Mitarbeiter. Weshalb ist Teamfähigkeit so wichtig? Für den Erfolg eines Unternehmens ist es wichtig, dass die Mitglieder eines Teams die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Integration besitzen, denn bei der Leistungsfähigkeit von Arbeitsteams braucht es einen engen Zusammenhang zwischen Gruppenzusammenhalt und Gruppenleistung. Ein gutes Klima fördert den Gruppenzusammenhalt und ermöglicht es den einzelnen Team-Mitgliedern, ihre ganz persönlichen Qualitäten zu entfalten. Jedes gut funktionierende Team braucht Führungspersönlichkeiten, denen es gelingt diese Atmosphäre zu schaffen. Führungskompetenz beinhaltet Empathie, Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber den Kollegen. Eine emotional kompetente Leitung erkennt, was ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen empfinden, was sie erwarten und worunter sie leiden. Schließlich ist es für sie wichtig, die versteckten Signale des Teams wahrzunehmen. Sie zeigen an, wie das eigene Handeln auf andere wirkt. Dadurch wird es gelingen, die sozialen Beziehungen in der Gruppe zu erkennen, zu pflegen und für ein reibungsloses Miteinander zu nutzen. Hierfür möchte ich den Beruf des Krankenpflegers bzw. der Krankenpflegerin als Beispiel benennen, weil wir alle im Krankenhaus waren, entweder als Patient, oder als Besucher. Entscheidend mag dabei zunächst die ärztliche Versorgung durch einen Chefarzt und dessen Spezialgebiet zu sein. Bei der Beurteilung des Krankenhausaufenthaltes spielen dann oft die Pflegenden eine entscheidende Rolle. Wie wir unseren Krankenhausaufenthalt erlebt haben, hängt vor allem davon ab, wie wir uns von pflegerischer Seite aufgenommen und angenommen gefühlt haben. Wir kommen mit seinen Ängsten und Unsicherheiten ins Krankenhaus. Schwestern und Pfleger sind die ersten Ansprechpartner für uns auf der Station. Wie zuvor schon beim Umgang mit den Kollegen erwähnt, sind es auch im Verhältnis zum Patienten Empathie und Akzeptanz, die es ermöglichen in Kontakt zu kommen und eine Beziehung aufzubauen und dazu gehört der richtige Umgang mit den Emotionen. Gerade in der Kommunikation mit dem Patienten, im Umgang mit seinen Fragen, Wünschen und Bedürfnissen, ist emotionale und soziale Kompetenz gefragt. Wir als Patienten orientieren uns an den Aussagen und dem Verhalten der Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger. Ich denke aber, ich möchte nicht als Fall, sondern als Mensch gesehen werden. Ich möchte, dass man auf mich eingeht und sich um mich kümmert. Das ist in Anbetracht mancher organisatorischer Rahmenbedingungen nicht immer einfach und stellt hohe Anforderungen an die soziale Kompetenz der Krankenhausmitarbeiter. Es sind die Krankenschwestern und Pfleger mit ihrer sozialen Kompetenz, die noch am ehesten das Tabu brechen und Leidende dort unterstützen, wo keine Tabletten, Infusionen und Strahlen hinreichen. Dies geschieht dadurch, dass sie uns Patienten als persönliches Wesen wahrnehmen, ihnen zuhören, sich in sie einfühlen und sie persönliche Anteilnahme spüren lassen. Diese ist ein perfektes Beispiel, wie emotionale und soziale Kompetenz im Beruf gelebt wird. Schon Antoine de Saint-Exupery wusste, wie wichtig emotionale Kompetenz für unser Zusammenleben ist, als er den kleinen Prinzen sagen ließ: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!" Ich bin seit 2004 u.a. Trainerin für emotionale und soziale Kompetenz und kann aus eigener Erfahrung sagen:" Es ist für mich immer wieder eine Herausforderung, die wichtigen Kompetenzen: Achtsamkeit, Empathie und Wertschätzung zu leben!" Ich bleibe aufmerksam...


Herzlichst Diana Badenius







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